Virtuelle Hauptversammlung des BDW
Aus der SZOW (Markus Matzner, Chefredaktor)
Die diesjährige Hauptversammlung des Branchenverbands Deutschschweizer Wein (BDW) fand coronagemäss am Bildschirm statt. Der BDW blickt auf ein schwieriges Jahr zurück und steht gleichzeitig vor grossen Herausforderungen.

Fast auf die Minute genau konnten sich die Vorstände und Delegierten am 23. März auf der Online-Plattform einloggen, sodass BDW-Präsident Martin Wiederkehr und Geschäftsführer Jürg Bachofner die diesjährige Hauptversammlung püntklich eröffnen und mit der Behandlung der Traktanden beginnen konnten.
Jahresrechnung mit Lichtblick
Entgegen den pessimistischeren Erwartungen belegten die durch die Revisionsstelle freigegebenen Zahlen, dass der BDW im Jahr 2020 dank einer Überweisung der Swiss Wine Promotion (SWP) über erfreulich hohe flüssige Mittel verfügte. Das verringerte das erwartete Defizit von fast Fr. 30 000.– auf Fr. 1369.30 ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann, auch wenn damit noch keine Entwarnung gegeben ist. Wie Bachofner anfügte, ist der BDW spätestens nächstes Jahr auf höhere Mitgliederbeiträge angewiesen.
Jahresbericht
Im üblichen Jahresbericht liess Wiederkehr das Coronajahr 2020 Revue passieren. Gewählt am gleichen Tag wie der Bundesrat den ersten Lockdown verhängte, war und ist die Pandemie ständiger Begleiter des Präsidenten. Entsprechend diktierte sie das Geschehen auch im BDW. Die Umstellung auf virtuelle Sitzungen, die Verschiebung des 1. Mai-Events, der zweite Lockdown mit den geschlossenen Restaurants, der Krebsgang der Weinverkäufe, die Probleme der Branche waren omnipräsent. Unter ebenso schwierigen Umständen trat im Mai der neue Geschäftsführer Jürg Bachofner sein Amt an, konnte aber noch von der Unterstützung seines Vor-Vorgängers Robin Haug profitieren.
Wahl des Vorstands
Die Erneuerungswahl des Vorstands wäre eigentlich Formsache gewesen, hätte es bei der Thurgauer Delegation nicht ein personelles Problem gegeben. In Ermangelung eines Nachfolgers für den abtretenden Vorstand Markus Müller musste eine Interims-Lösung gefunden werden. Michael Polich sprang ein und stellte sich für ein Jahr zur Verfügung.
Unsicheres Jahresprogramm
Wie Bachofner ausführte, steht auch das Jahresprogramm 2021 im Zeichen der Pandemie. Wie schon im letzten Jahr sind die «Offenen Weinkeller» vom 1. Mai auf den Nationalfeiertag verschoben worden. Das Swiss Wine Festival, das an mehreren Orten in der ganzen Schweiz gastieren und mit einem Event in Zug vom 3. bis 6. Juni lanciert werden soll, steht ebenso in den Sternen wie die Idee, publikumswirksame Veranstaltungen in Weinkellern auf die Abstimmungen vom 13. Juni hin durchzuführen.
Spezialgäste
Im Sinne von Spezialgästen schalteten sich Alt-BDW-Präsident Kaspar Wetli und Marco Romano, Nationalrat und Präsident «Brachenverband Schweizer Reben und Weine», ein. Wetli referierte als Verwaltungsratspräsident des Weinbauzentrums Wädenswil über den Stand der Dinge. Trotz personeller Wechsel (die SZOW berichtete) und des schwierigen Geschäftsverlaufs habe das WBZW aber Perspektiven und eine Zukunft.
Romano, bildstark unter dem Kuppelgewölbe im Bundeshaus stehend, sandte Grussbotschaften und berichtete von den gegenwärtigen Herausforderungen in Bundesbern und wie mit dem Lockdown umgegangen werden soll. Er plädierte gemäss Credo seiner Partei («Die Mitte») dafür, das Meistern der Probleme in den Vordergrund zu stellen und vermerkte vieldeutig, dass es nicht Zeit der Kritik, sondern des Handelns sei. Angesichts der Tatsache, dass die Winzer nicht erneut mit einem 10-Millionen-Geschenk aus Bern rechnen könnten, seien die Kantone anzugehen, meinte er sinngemäss.
Ausblick
Gleichsam als Überzeugungstat reduzierten die Anwesenden die Anschubfinanzierung für das WBZW von fünf auf vier Jahre. Mit anderen Worten kann die Institution nur noch dieses Jahr mit einem Zustupf von Fr. 300 000.– aus der Branche rechnen. Da Widerkehr bekanntlich auch WBZW-Geschäftsführer ist, ist er am besten in der Lage abzuschätzen, was das für das Zentrum bedeutet.
Zum Abschluss der Versammlung fasste Bachofner die Auswirkungen der beiden zur Abstimmung stehenden Initiativen zusammen. In den Augen der BDW-Führung würde die Annahme der Trinkwasser- bzw. der Pestizidinitiative massive negative Auswirkungen auf den Winzerstand bedeuten, weswegen grosses Engagement erforderlich sei. Dem wurde nichts hinzugefügt.