Passend zum diesjährigen Wetterverlauf, so verhielt sich auch der Rebgang in Maisprach vom 5. September: mit viel zu viel Regen!
Trotzdem waren wir alle gut aufgehoben im «Kuhstall» bei den Familien Graf (jun. und sen.).
Noch geschützt unter dem grossen Vordach des «Kuhstalls», durfte Andreas Buser, Präsident des WPV, rund 60 Winzer:innen und weitere Interessierte begrüssen.
Er bedankte sich beim Weinbauverein für die Organisation des Rundganges sowie den offerierten Apéro und bei der Gastgeberfamilie Graf für die kulinarischen Bedürfnisse, in deren Genuss wir aber erst nach dem Rundgang kommen würden.
Thomas Schaffner, der Präsident des WBV Maisprach, stellte die Weinbaugemeinde vor: Eine Gemeinde, die sich nicht nur bevölkerungsmässig stark entwickelt hat, aber auch im Weinbau flächenmässig und vor allem fortschrittlich nicht stehen geblieben ist. Als zweitgrösste Rebgemeinde in unserem Verbandsgebiet mit rund 16 ha Reben an wunderschönster Südlage darf sie sich sehen lassen. Über 20 Sorten werden hier angebaut, mehr als die Hälfte sind immer noch der Blauburgunder, dann folgen Kerner, Riesling-Sylvaner, Sauvignon Blanc etc.
Bei Urs Weingartners Auftritt konnte jedermann/jedefrau erahnen, dass das Thema des leidigen «Mehltaus» zur Sprache kommen musste. Zuerst war es ja der Frost, dann der unaufhörliche, mehltaufördernde Regen, der die Winzer:innen auf Trab hielt. Gemäss Agrometeo hätte in der schwierigsten Wachstumsperiode im Sommer alle 5 Tage eine Infektion beim Falschen Mehltau stattfinden können, beim Echten Mehltau hingegen war dies alles viel weniger problematisch. Die KEF war bisher kein Thema.
Urs kam dann auf das interessantere Thema: «Pflanzenschutz mit der Drohne» zu sprechen. In unserer Region wurde das Projekt ursprünglich durch den «Verein Wy-Erläbnis» (Weinbaugemeinden Buus, Maisprach, Wintersingen) initialisiert. Der Ebenrain befand dieses Projekt als «förderungsbeitrags-würdig» und unterstützt seither den Einsatz solcher Drohnen in der Landwirtschaft. Aber nicht nur im Weinbau, sondern auch im Obstbau, Beerenbau oder im Maisanbau (Schlupfwespen-Ausbringung) usw. ist deren Einsatz möglich. In der Schweiz sind bereits ca. 90 Pflanzenschutz-Drohnen im Einsatz und werden auf 600-800 ha Kulturflächen eingesetzt.
Aufbruch zum Rebumgang – im Hintergrund Maisprach!
Raphael Graf ist nicht nur Weinbauer und Gastgeber im idyllisch gelegenen Gastlokal «Kuhstall», er ist auch ausgebildeter Drohnen-Pilot und im Team beim Einsatz mit der Wy-Erläbnis-Drohne. Beim Rebumgang zeigt er uns die die Auswirkungen der diesjährigen massiven Infektionen des Falschen Mehltaus. Es zeigte sich, dass auch in schwierigen Pflanzenschutzjahren mit hohem und häufigem Druck des Falschen Mehltaus mit dem Drohneneinsatz ein genügender Schutz erzielt werden kann. Aber nur unter der Voraussetzung, dass gute Laub- und Bodenpflegearbeiten durchgeführt und in die abgehende Blüte und gegen Ende Juli je eine Pflanzenschutz-Behandlung der Traubenzone erfolgt..
Links unbehandelt – rechts behandelt
Vor der anschliessenden Drohnendemonstration machte uns Raphael auch noch auf einige Vor- und Nachteile des Einsatzes aufmerksam. Vorteile: einmal auf eine Parzelle vorprogrammiert, geht die Behandlung sehr genau und schnell vonstatten. Der Parzellenbesitzer braucht nicht anwesend zu sein. Es wird mit konzentrierter Brühe gearbeitet, die Abdrift ist klein. Die Kosten sind angemessen. Nachteile: Windabhängig, weniger geeignet für Insektizid- oder Traubenzonenbehandlungen, daher bleiben einige Applikationen beim Winzer «hängen».
Dieses Video wurde anlässlich der Vorführung bei Regen und Wind aufgenommen. Unter solchen Bedingungen dürfte nicht gespritzt werden (hier wurde Wasser benutzt).
Bericht: Volksstimme Sprüh-Drohne vom 12-09-2024
Fazit: Die Drohne bewegte sich fast lautlos und elegant durch den regnerischen Himmel und versprühte auch noch zusätzliches Demo-Wasser. Sie hat aber grosses Potential mit dem Einsatz im Pflanzenschutz, in der Düngung und weiteren Möglichkeiten.
Bild: Silent AG, Otelfingen
Die Vorführung eines neuen «Viroc-Geräteträgers» mit aufgebautem Sprayer zeigte auf, dass auch der Profi noch nicht ganz auf konventionelle Geräte verzichten kann. Der Viroc Geräteträger mit Drehkabine kann sehr vielseitig als Gebläsesprayer, Mulcher, Laubschneider, Stapler etc. eingesetzt werden. Mit GPS ausgerüstet wäre auch ein autonomer Betrieb möglich. Allerdings kostet die Maschine auch entsprechend.
Nach der Dislokation in den «Kuhstall» fand bei einem warmen Imbiss, feinem Rotwein und in einer «diskussionsgeschwängerten» Atmosphäre der interessante Tag seinen Ausgang.
Vielen Dank an Raphael Graf für die grosse Unterstützung in der Vorbereitung und für die gelungene Durchführung das Anlasses.
Gedankt sei auch seinem Staff, fest unterstützt von seinen Eltern Markus und Bernadette Graf.
Michael Jud, 06.06.24